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Zukunftsstadt

Zukunftsstadt - ein Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in III Phasen


Eine Videodokumentation des Zukunftsstadtprozesse finden Sie hier.

Zukunftsstadt Phase I - 7 Leitziele

Diesem Wettbewerb liegt die Erkenntnis zugrunde, dass unsere Zukunft in den Städten entschieden wird. Hier leben die meisten Menschen, hier konzentrieren sich die Probleme, hier ist das größte Potenzial für Innovationen. Mit Anspruch und Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung ist die Richtung vorgegeben, nun geht es um die konkrete Ausgestaltung: Wie zukunftsfähig – oder „enkeltauglich“ (Prof. Klaus Töpfer in seinem Vortrag am Abend der Norderstedter Wirtschaft 2015) - ist Norderstedt bereits? Und was bedeutet das genau: zukunftsfähig? Wie soll sich Norderstedt entwickeln? Wie viele Ideen wollen wir anderen voraus sein? Welche Beiträge können Stadt, Bevölkerung und Wirtschaft leisten, um die Lebensqualität in Norderstedt weiter zu erhöhen und zu sichern? Ideen für nachhaltige und lebenswerte Städte gibt es viele: Doch welche Ansätze passen zu Norderstedt?

Diese Fragen wurden in Phase I gemeinsam mit der Bevölkerung und der Wirtschaft bearbeitet. Konstruktiv wurden miteinander Ideen und Lösungen diskutiert und 7 Leitziele für eine nachhaltige Entwicklung erarbeitet, die zu Norderstedt passt. Sie sollen eine Ausrichtung der weiteren städtischen Entwicklung umreißen, die Norderstedt im Wettbewerb mit anderen Kommunen einen „Vorsprung durch Nachhaltigkeit“ verschafft. So wird die Stadt fit für die Herausforderungen der Zukunft und bleibt ein attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort.

Zukunftsstadt Phase II - Maßnahmen- und Umsetzungskonzept

Zwischen fünf renommierten Forschungseinrichtungen, die über ein ausgewiesenes Nachhaltigkeitsprofil verfügen, wurde ein Wettbewerb um das beste Konzept zur Umsetzung der Norderstedter Leitziele aus Phase I veranstaltet. Eingeladen waren:

  • das Deutsche Institut für Urbanistik (difu),
  • Eble Messerschmidt Partner mit der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB)
  • die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST)
  • das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO)
  • das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS)

In diesem Wettbewerb hat das Konzept des IASS die Jury am meisten überzeugt. Es wurde daher ausgewählt, um zu einem Maßnahmen- und Umsetzungskonzept für Norderstedts Leitziele weiterentwickelt zu werden. Dazu gibt es einen ausführlichen Forschungsbericht und eine zusammenfassende Aufbereitung der Ergebnisse, die als Ausstellung erarbeitet wurde. Sie zeigt auf 13 Tafeln die folgenden Inhalte:

In Phase II des Forschungsvorhabens „Zukunftsstadt Norderstedt – Vorsprung durch Nachhaltigkeit“ wurde außerdem eine repräsentative Meinungsumfrage in der Norderstedter Bevölkerung durchgeführt. Sie konnte die hohe Akzeptanz der in Phase I herausgearbeiteten sieben Leitziele für eine nachhaltige Entwicklung belegen. Außerdem wurden Fragen zu einigen Anwendungsfällen gestellt. Die Antworten darauf zeigen ebenfalls eine große Akzeptanz für nachhaltige Veränderungen und liefern somit wichtige Erkenntnisse für die Ausrichtung künftiger Planungen. Auf Basis dieser Ergebnisse hat sich Norderstedt um die Fortführung des Vorhabens in Phase III beworben.

Zukunftsstadt Phase III - Nachhaltig Wohnen

Eine externe Jury, die stellvertretend für das Bundesministerium für Bildung und Forschung tätig war, bestimmte die Gewinner im Wettbewerb Zukunftsstadt. Die Jury hat die Stadt Norderstedt gebeten, sich für eine Förderung von Phase III des Projektes Zukunftsstadt nur auf das Thema Wohnen aus dem Konzept aus Phase II zu konzentrieren. Mit einem Antrag für ein Verbund-Forschungsvorhaben zum Thema „Nachhaltig Wohnen“ konnte sich Norderstedt auch für Phase III qualifizieren. Das Vorhaben umfasst 2 Teile:

  • eine Akzeptanzforschung für Kleinstwohnungen, die ein zusätzliches Angebot an bezahlbarem Wohnraum bieten können und
  • eine grundlegende Studie über Nachhaltigkeit als städtebaulichem Leitbegriff, in der das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) den Bedingungen für einen erfolgreichen Start, Verlauf und Abschluss des Projektes Zukunftsstadt aus Sicht der Stadtplanung nachgeht.

Die Stadtverwaltung hat die Bedeutung von bezahlbarem Wohnraum erkannt und möchte in Phase III nun herausfinden, ob und in welcher Form Kleinstwohnungen Akzeptanz finden würden. Demnächst werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen – und die gesetzliche Rente liegt derzeit im Durchschnitt bei lediglich 944 Euro. Der soziale Wohnungsbau kann den Bedarf an günstigem Wohnraum nicht decken. Deshalb ist es wichtig herauszufinden, ob und unter welchen Bedingungen auch kleine Wohnungen eine akzeptable Alternative darstellen können.

In Phase III des Projektes hat die Stadtverwaltung im Forschungsprojekt nun mehrere externe Forschungspartner bei der gemeinsamen Bearbeitung der miteinander verknüpften Bausteine eingebunden.

Die wesentlichen Bausteine bestehen aus Bestandsanalyse, Umfrage und Ideen- Wettbewerb.

Zukunftsstadt Phase III - Die Bestandsanalyse

Ein erster Baustein in Phase III ist eine Bestandsanalyse. Die Erfahrungen der Wohnungswirtschaft mit Kleinstwohnungen, die Entwicklung von Kleinstwohnungen in den letzten Jahrzehnten und ihre aktuellen Qualitätsmerkmale sind von Interesse gewesen. Hierbei stand die Sichtweise der Vermieter*innen im Vordergrund. Die Bestandsanalyse wurde von konsalt (externer Forschungspartner) erstellt. Wichtige Erkenntnisse sind:

  • Die Bedeutung von kleinen Wohnungen nimmt durch den demografischen Wandel und die tendenziell steigende Anzahl von Single-Haushalten zu.
  • Für die Wohnungswirtschaft sind Kleinstwohnungen eher uninteressant, wenn dort die Mieter*innen oft wechseln. Das ist bei 1 Zimmer-Wohnungen häufiger der Fall.
  • Die meisten der befragten Unternehmen betonen, dass es derzeit für die Vermittlung von Kleinstwohnungen keine besonderen Erfolgsfaktoren gibt. Der Wohnungsmarkt ist aktuell so angespannt, dass die Vermarktung (auch) dieser Wohnungen sehr gut laufe.
  • Wichtig für die Vermarktung von Kleinstwohnungen ist ein guter Wohnungsschnitt. Durch geschickte Schnitte und kombinierte Nutzungs- und Stellmöglichkeiten erhöht sich die Aufenthaltsqualität innerhalb der Wohnung. Damit steigt das Interesse an einer längeren Nutzung, die aus Vermietungssicht unattraktive Fluktuation sinkt.
  • Die spezifischen Baukosten für Kleinstwohnungen liegen deutlich höher als bei größeren Wohnungen, da kostspielige Komponenten (Küche und Bad) auf weniger Wohnfläche umgelegt werden müssen und der Anteil der Erschließungsflächen überproportional hoch ist.
  • Einzimmerwohnungen gelten auch bei den Nutzerinnen und Nutzern eher als unbeliebt. Viel interessanter sind kleine Wohnungen, wenn sie mindestens noch ein halbes Zimmer zusätzlich bieten.

Zukunftsstadt Phase III - Der Ideen-Wettbewerb

Als drittes Arbeitspaket wurde ein Ideen-Wettbewerb für bedürfnisgerechte Kleinstwohnungen durchgeführt. Angesprochen waren fachlich gemischte Wettbewerbsteams mit Qualifikationen in Architektur / Stadtplanung, Innenarchitektur und Landschaftsplanung. Ihre Aufgabe bestand darin, prototypische Lösungen für Kleinstwohnraum zu erarbeiten und in einem dialogisch gestalteten Verfahren mit potenziellen Bewohnerinnen und Bewohnern weiter zu optimieren. Der Ideen-Wettbewerb wurde vom büro luchterhandt & partner gesteuert und hat viele interessante Ideen zusammengetragen. Die Aufgabenstellungen des Ideen-Wettbewerbs sind in der Auslobung festgehalten.

Im Ideen-Wettbewerb kamen Norderstedterinnen und Norderstedter, die an Kleinstwohnraum interessiert sind, ins Gespräch mit den Fachleuten aus den Wettbewerbsteams. Die interessierten Norderstedterinnen und Norderstedter bildeten nach Abschluss des Verfahrens auch die Zielgruppenjury. Sie konnten so beurteilten, ob die erarbeiteten Entwürfe für Kleinstwohnungen auch ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechen.

Neben dieser Zielgruppenjury beurteilte eine kompetent besetzte Fachjury die eingereichten Entwürfe von dreizehn Wettbewerbsteams und arbeitete deren Vorzüge und Nachbesserungsbedarfe heraus.

Im Ideenwettbewerb waren in diesem Zusammenhang vier Aufgaben zu lösen:

  1. Wie können neue kleine Wohnungen aussehen, in denen Menschen für 350 Euro Warmmiete leben können? Die Ergebnisse für Aufgabenstellung 1 können Sie hier herunterladen.
  2. Wie können neue barrierefreie Wohnungen aussehen, in denen Menschen für 460 Euro Warmmiete leben können? Die Ergebnisse für Aufgabenstellung 2 können Sie hier herunterladen.
  3. Wie können attraktive Wohnungen mit einem hohen Nachhaltigkeitsstandard aussehen, die sehr klein sind? Die Ergebnisse für Aufgabenstellung 3 können Sie hier herunterladen.
  4. Wie können die Abstandsflächen zwischen freistehenden Einzelhäusern entlang stark befahrener Hauptstraßen mit Kleinstwohnungen bebaut werden, so dass zugleich eine städtebaulich attraktive Lärmschutzfunktion durch diese Bebauung erreicht wird? Die Ergebnisse für Aufgabenstellung 4 können Sie hier herunterladen.

Die Frage, ob die Anwesenden in die gezeigten Wohnungen einziehen würden, haben viele mit „Ja“ beantwortet. Es wurden auf 25 bis 35 Quadratmetern Wohnfläche attraktive Lösungen vorgestellt, die auf eine Umsetzung in Norderstedt warten. Es zeigt sich, dass Qualität von den Interessierten honoriert wird. Auch viele wohlhabende Menschen finden die gezeigten Ideen für Kleinstwohnungen interessant, wenn die ökologische Qualität stimmt. Das wurde innerhalb der Zielgruppenjury damit begründet, auch beim Wohnen ein gutes Gewissen haben zu wollen.

Das stützt auch die im Wettbewerb durchgeführte Lebenszykluskostenbetrachtung. Investitionen in Nachhaltigkeit – zum Beispiel eine Photovoltaikanlage für den eigenen Stromverbrauch – sorgen auf Dauer für ein günstigeres Wohnen.

Die in den Entwürfen gezeigten Wohnungen sind aufgrund ihrer attraktiven Gestaltungen jedoch nicht so günstig, wie gewünscht. Da müssen nach Meinung der interessierten Norderstedterinnen und Norderstedter und der Stadtverwaltung die gezeigten Entwürfe noch besser an die Bedürfnisse der Zielgruppen angepasst werden. Die Ergänzung von sehr kleinen Wohnungen durch Gemeinschaftsräume ist etwas, was für viele Menschen sehr interessant ist. Damit entstehen soziale Kontakte wie von selbst, was für solche Konzepte spricht. Allerdings kosten auch solche Angebote Geld. In den Architekturentwürfen sind Gemeinschaftsflächen großzügig vorgesehen worden. Hier besteht also noch ein gewisses Einsparpotenzial, das gilt auch für einige Ausstattungsdetails, die unnötig teuer sind. Deshalb muss für die sehr preisgünstigen Angebote noch nachgearbeitet werden, um auch hierbei attraktive Lösungen für bezahlbaren Wohnraum zu haben, der dringend benötigt wird.

Zukunftsstadt Phase III - Die Umfrage

Zweiter Baustein ist eine repräsentative Umfrage in Norderstedt, die 2020 durchgeführt wurde. Befragt wurden Norderstedterinnen und Norderstedter mit dem Ziel, förderliche Rahmenbedingungen für Kleinstwohnungen zu ermitteln. Forschungspartner der Stadt Norderstedt für die Umfrage waren die e-fect dialog evaluation consulting eG und das Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas).

Im Artikel „Bezahlbares und nachhaltiges Wohnen in Kleinstwohnungen: Beachtliches Interesse an suffizienten Lösungen“ in der Zeitschrift Stadtforschung und Statistik sind die Forschungsergebnisse ausführlich dargestellt.

Die Umfrage zeigt: Das Interesse an Kleinstwohnungen ist groß.

  • 54 Prozent der Befragten geben an, sehr kleine Wohnungen in Zukunft für Sie interessant sein könnten.
  • 32 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich aktuell für sehr kleine Wohnungen interessieren.
  • 12 Prozent geben an, dass sie sehr gerne sofort in sehr kleine Wohnungen einziehen würden.
  • Für ein Viertel der Befragten sollten diese Wohnungen kleiner als 40 Quadratmeter sein.
  • Die gesamte Mietbelastung (Warmmiete) darf bei 23 Prozent der Befragten die Summe von 525 Euro im Monat nicht übersteigen.

Das Interesse an Kleinstwohnungen ist vor allem durch zwei Motive geprägt. So steht der Wunsch bzw. die Notwendigkeit einer Reduzierung der Wohnkosten im Vordergrund. Gleichzeitig ist auch der Wunsch nach einer nachhaltigen Wohnform von großer Bedeutung. Beide Begründungen werden etwa gleich häufig angegeben. Ein weiterer Vorteil wird von vielen Menschen darin gesehen, dass ein Angebot von gemeinschaftlich genutzten Flächen Nachbarschaftskontakte fördert. Besonders beliebt sind in diesem Zusammenhang zusätzliche Lagerräume, Waschküchen, Gärten und Terrassen.

Kleinstwohnungen ziehen gleichermaßen Menschen an, die dort allein oder zu zweit (als Paar oder auch alleinerziehend mit Kind) einziehen würden.

Die zentralen Erkenntnisse aus der Umfrage wurde in einem Chartbericht aufbereitet, der hier zu finden ist. Auf Anfrage stellt Ihnen die Stadtverwaltung auch den zugrundeliegenden Datensatz gern zur Verfügung.

Teilvorhaben: Nachhaltigkeit als städtebaulicher Leitbegriff

Das zweite, ergänzende Teilvorhaben wird vom IASS bearbeitet, das Norderstedt schon in der vorhergehenden Phase des Wettbewerbs unterstützt hat. In einer grundlegenden Studie (qualitative Analyse) über „Nachhaltigkeit als städtebaulichem Leitbegriff“ erforscht das IASS die Bedingungen für einen erfolgreichen Start, Verlauf und Abschluss von ambitionierten, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Stadtplanungsprozessen. Neben den Planungen der Stadt Norderstedt zur „Grünen Heyde“ werden noch der Hamburger Stadtteil „Oberbillwerder“ sowie die lange zurückliegende Planung des „Rotbäumlesfeldes“ in Ludwigsburg betrachtet. Die Studie arbeitet heraus, dass insbesondere der Zugriff auf verwaltungsexterne Kompetenzen, die explizite Heraushebung der Vorhaben als „Modelle“, der Bezug auf gesamtstädtisch-strategische Ziele sowie der Mut, beim Projektmanagement strukturell zu experimentieren, zu einem ‚Mehr‘ an Nachhaltigkeit beitragen (können). Wenn diese Faktoren fehlen, nehmen die Risiken in der Planung zu. Eine strategisch durchdachte Bodenpolitik bildet einen weiteren entscheidenden Einflussfaktor für die Durchsetzung ambitionierter Planungsqualitäten, während Öffentlichkeitskommunikation und -beteiligung in ihrer Auswirkung auf die städtebaulichen Qualitäten schwerer zu beurteilen sind.

Die Studie „Mehr Nachhaltigkeit im Quartier erzielen: Erfolgsfaktoren aus drei kommunalen Planungsprozessen“ kann hier heruntergeladen werden.

Aktuelles der Zukunftsstadt

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Der Wettbewerb „Zukunftsstadt“ wird gefördert durch das Forschungsprogramm „FONA Forschung für nachhaltige Entwicklung“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung.