Entwicklung der Stadt Norderstedt
In den bis zum Jahre 1921 landwirtschaftlich strukturierten vier Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide setzte in der nachfolgenden Zeit eine erste, teilweise stürmische Wachstumsphase ein. Eine zweite Wachstumsphase begann nach dem 2. Weltkrieg, denn durch Vertriebene, Ausgebombte und Flüchtlinge wuchsen die Bevölkerungszahlen rapide an.
Die im Zuge der kommunalen Neugliederung aus diesen vier Gemeinden zusammengeschlossene Stadt Norderstedt wirkte am Anfang mehr wie ein großes Dorf als eine der jüngsten Städte Schleswig-Holsteins. Doch im Laufe der Zeit haben Dynamik und Aktivität der Stadt ihr eigenes Gesicht gegeben, das unverkennbar die Züge eines modernen, fortschrittorientierten Gemeinwesens trägt.
Treibende Kraft dieser Entwicklung war u. a. das starke Anwachsen der Bevölkerung im Norderstedter Bereich von 1921 an, als die Hamburger Hochbahn über Ohlsdorf hinaus bis zum Ochsenzoll verlängert wurde. Damit war der Anschluss an die Großstadt Hamburg hergestellt und aus heutiger Sicht ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Stadt geschaffen. Hinzu kam die Situation bei Kriegsende im Jahre 1945, in der, bedingt durch Vertreibung aus den heutigen Ostgebieten sowie Ausbombung in der nahe gelegenen Großstadt Hamburg die Bevölkerungszahl im Norderstedter Raum weiter anwuchs, verbunden mit einer Mitte und Ende der 1950er Jahre beginnenden erheblichen Bautätigkeit nebst umfangreichen Gewerbe- und Industrieansiedlungen, die eine beachtliche Aufwärtsentwicklung mit sich brachte.
Mit dem Bau der Alster-Nord-Bahn (ANB, heute AKN) verbesserte sich 1953 die Verkehrsanbindung des Norderstedter Raumes.
Eröffnung ANB Friedrichsgabe-Dorf 1953 | Eröffnung U-Bahn Garstedt 1969 |
In den 1950er und 1960er Jahren wurden ganze Ortsteile neu gebaut. So entstand in Friedrichsgabe im Bereich Erlengang/Bahnhofstraße ein neues Ortszentrum mit angeschlossenem Gewerbegebiet. Auch Harksheide errichtete auf dem Falkenberg, der von 1936 bis 1945 als Übungsplatz für die SS-Soldaten der Heidberg-Kaserne gedient hatte, einen neuen Stadtteil sowie ein Gewerbegebiet und verfügte damit erstmals über ein Ortszentrum mit Marktplatz und Rathaus. Glashütte schuf sich mit dem Einkaufszentrum Glashütter Markt und der umliegenden verdichteten Bebauung ebenfalls ein neues Zentrum.
Der alte Dorfkern Garstedt rückte an den Rand; der Mittelpunkt verlagerte sich zur Ochsenzoller Straße und 1971 mit dem Bau des Herold-Centers und der darunter liegenden U-Bahn aus Hamburg entstand hier das neue Zentrum.Die Bevölkerungsexpansion der Millionenstadt Hamburg ist als weitere treibende Kraft der Entwicklung und des Wachstums der Stadt Norderstedt anzusehen, denn Norderstedt gehört zum Umland der Metropole Hamburg.
Die Stadt ist wichtiger Standort für Industrie und Gewerbe in der nördlichen Wirtschaftsregion um Hamburg geworden. Darüber hinaus ist sie durch die U-Bahn an den Hamburger Verkehrsverbund angeschlossen. Sie liegt günstig an der Nord-Süd-Autobahn (A7) sowie in der Nachbarschaft zum Hamburger Flughafen.
Die Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten in Norderstedt sind vielfältig, und die schleswig-holsteinische Landschaft liegt im wahrsten Sinne des Wortes "vor der Tür".
Die Bewohnerinnen und Bewohner können am kulturellen, sportlichen und kirchlichen Leben Nordersteds teilnehmen, haben aber auch die Möglichkeit, in einer guten halben Stunde im Zentrum Hamburgs zu sein, sei es mit dem eigenen Fahrzeug oder mit modernen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mit dem Steigen der Einwohnerzahlen versuchten die vier Ursprungsgemeinden Arbeitsplätze zu schaffen, indem Gewerbegebiete ausgewiesen wurden, um Betriebe ansiedeln zu können. So entstanden die Gewerbegebiete Rugenbarg, Kohfurth, Nettelkrögen (1950), Friedrichsgabe (1955), Stonsdorf (1957), nach 1970 kamen die Gewerbegebiete Harkshörn, Glashütte und Quickborner Straße hinzu.
In sieben am Stadtrand (Süden, Osten und Norden) gelegenen Gewerbegebieten mit ca. 3.500 Betrieben, die eine breite Branchenfächerung aufweisen, sowie im Handel, Handwerk und in der Verwaltung finden rund 33.000 Menschen Arbeit. Von den über 29.000 in Norderstedt wohnenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sind über 11.000 am Ort selbst tätig und etwa 18.000 fahren nach Hamburg oder ins Umland von Norderstedt zur Arbeit. Die sogenannte Auspendlerzahl wird jedoch durch die Zahl der Einpendler aus Hamburg und der näheren und weiteren Umgebung, die ihre Arbeitsstätte in Norderstedt haben, noch übertroffen.
Durch die Weitflächigkeit und durch die überwiegende Bebauung mit Einfamilienhäusern und Reiheneigenheimen mit den dazugehörigen Gartenanlagen hat sich die Stadt Norderstedt den Ruf als "Stadt im Grünen" bewahrt. Von den 5.810 ha Stadtgebiet sind ca. 2/3 Wald, Grün- und Sportflächen sowie landwirtschaftliche Flächen. Die günstige Anbindung an Hamburg und die aufgezeigte Möglichkeit des Wohnens hat viele jüngere Mitbürgerinnen und Mitbürger veranlasst, hier eine neue Wohnheimat zu finden.
Neben den wichtigen Themen Wirtschaft, Arbeit und Technik stellt Norderstedt sich aber auch als liebens- und lebenswerte Stadt dar. Man findet noch zahlreiche typisch norddeutsche Landschaften, die durch Grünzüge miteinander verbunden sind. Für Kinder stehen neben Skateboard- und Streetbalanlagen noch weitere 70 größere und kleinere Spielplätze zur Verfügung. Jugendfreizeiteinrichtungen und über das Stadtgebiet verteilte Kindertagesstätten werden durch die Stadt und einigen kirchlichen Trägern betreut. Damit Kinder und Jugendliche ihre Einrichtungen gefahrlos erreichen und nutzen können, sind Spiel- und Bolzplätze, Schulhöfe und Außensportanlagen, Freiflächen von Kindertagesstätten und Jugendheim sowie der Bauspielplatz in das Grünleitsystem eingebettet. Das Regenrückhaltebecken im Rathauspark ist auch für Freizeitnutzung konzipiert. Ein breitgefächertes schulisches Angebot mit sämtlichen Schularten steht zur Verfügung.
Norderstedt beherbergt das Schleswig-Holsteinische Feuerwehrmuseum mit über 1.500 qm Ausstellungsfläche. Das Feuerwehrmuseum hat jährlich ca. 13.000 Besucher. Hier ist die größte Uniformensammlung Deutschlands zu sehen.
Norderstedt unterhält Partnerschaften zu den Städten Maromme (Frankreich), Oadby and Wigston (Großbritannien), Zwijndrecht (Niederlande) und Kohtla-Järve (Estland).
Norderstedt
Am 17.07.1973 hat die Landesregierung Schleswig-Holstein die Entwicklungsbereichsverordnung Norderstedt erlassen, die unter anderem auch die weitere Planung und Realisierung des neuen Stadtzentrums unter den Bedingungen des Städtebauförderungsgesetzes ermöglicht. Zweck dieser Verordnung ist die gezielte Förderung der städtebaulichen Entwicklung von Norderstedt-Mitte durch Konzentration der Mittel und Aktivitäten auf die folgenden sachlichen Schwerpunkte:
Entwicklung der zukünftigen Stadtmitte als Standort von Verwaltungs- und Kultureinrichtungen von sowohl örtlicher als auch überörtlicher
Bedeutung
Schaffung von Büroarbeitsstätten, Wohn- und Freizeitanlagen sowie Läden und privaten Dienstleistungseinrichtungen zur Deckung des örtlichen Bedarfs
Gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (U-Bahn, Flughafen-Schnellbahn, zentraler Omnibusbahnhof) und optimale Lösungen für den Individualverkehr (Anschluss an innerstädtische Verkehrsachsen, Bundesstraßen und BAB).
Schwerpunktmäßige Förderung des Wohnungsbaues in einer den heutigen Anforderungen an das Wohnen gemäßen Form, auch um die Berufspendlerströme einzudämmen und den Mitarbeitern sich neu ansiedelnder Betriebe den Zuzug zu erleichtern.
Die Entwicklung der vier Ursprungsgemeinden bzw. Norderstedts lässt sich auch an den Bevölkerungszahlen ablesen:
Jahr |
Einwohner |
1900 | 3.064 |
1919 | 4.442 |
1939 | 10.303 |
1950 | 20.347 |
1961 | 31.076 |
1970 | 54.252 (Stadtgründung) |
1975 | 61.847 |
1980 | 65.819 |
1985 | 67.616 |
1990 | 68.650 |
1995 | 70.488 |
1997 | 71.351 |
2000 | 72.680 |
2005 | 74.240 |
2007 | 74.726 |
2009 | 74.920 |
Durch die U-Bahnverlängerung von Garstedt nach Norderstedt-Mitte ist der neue Stadtteil seit dem 28.09.1996 direkt an das Hamburger Schnellbahnnetz angeschlossen. Hier erfolgt die Verknüpfung mit der AKN-Bahn ins nördliche Umland. Zeitgleich wurde über dem U-Bahnhof der zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Betrieb genommen. Hier stehen Park-and-Ride Plätze, ein Mietauto der Firma Greenwhell, Fahrradabstellanlagen sowie seit April 2011 eine Fahrrad-Mietstation zur Verfügung.