»Gewalt kommt nicht in die Tüte« - Aktionsbündnis zeigt wieder Flagge gegen häusliche Gewalt
Dienstag, 24. November 2020
Norderstedt. Die Dunkelziffer ist vermutlich um einiges höher, aber auch die offiziell bestätigten Zahlen sind alarmierend: Im Jahr 2019 wurden bundesweit mehr als 141.000 Fälle von häuslicher Gewalt polizeilich erfasst. Die Aktionswoche „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ möchte für das Thema sensibilisieren – und Betroffenen einen Ausweg aufzeigen.
Bereits seit 17 Jahren veranstaltet ein Bündnis aus Bäckereien aus dem Landesinnungsverband Schleswig-Holstein, den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und lokalen Akteurinnen und Akteuren die Aktionswoche auch in Norderstedt. In diesem Jahr findet sie unter der Schirmherrschaft von Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack vom 23. bis zum 29. November statt.
Während der Corona-Pandemie hat sich das Leben besonders stark in die eigenen vier Wände verlagert. Für Opfer von häuslicher Gewalt ist diese Zeit besonders schwierig. In Zeiten von Infektionsschutzmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen findet die Aktionswoche „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ in Norderstedt zwar statt, aber anders als in den Jahren zuvor – dennoch mit deutlicher Botschaft.
„Bei Gewalt zuhause hilft nur: Hilfe holen und anzeigen“, sagt Claudia Meyer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Norderstedt. Um diesen Schritt zu gehen, benötigen viele Betroffene Unterstützung. „Betroffene Norderstedterinnen und Norderstedter können sich unter anderem an die Polizei, die Norderstedter Frauenberatungsstelle oder an das bundesweite Hilfetelefon wenden“, sagt Claudia Meyer.
Das Hilfetelefon verzeichnet seit Beginn der Pandemie eine besonders hohe Zahl von Anrufen, wie die Leiterin des Hilfetelefons, Petra Söchting, vor Kurzem mitteilte. Warum das so ist, sei schwer zu ermitteln. Gewaltforschungen zeigen jedoch, dass Stressfaktoren Gewalt fördern. Räumliche Enge, Arbeitslosigkeit, Schulschließungen und Home-Office können zu Stress führen. Gleichzeitig bekommt das Umfeld der Betroffenen durch die Kontakteinschränkungen weniger mit.
Das zeigt, wie wichtig es gerade in dieser Zeit ist, Betroffene auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen – auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Beschränkungen größere Veranstaltungen wie die übliche Brötchen- und Informations-Verteilaktion derzeit nicht möglich sind. Der Stadt Norderstedt und den vielen Beteiligten ist es wichtig, dennoch laut und deutlich zu werden im Engagement gegen häusliche Gewalt. In den Filialen der Bäckereien Tackmann und Rathjen erhalten Kundinnen und Kunden ihre Brote und Brötchen in Aktions-Tüten. Diese machen auf das Thema „häusliche Gewalt“ und auf das kostenfreie Bundeshilfetelefon 08000/ 116 016 aufmerksam.
An 20 Bushaltestellen im Stadtgebiet sowie an der AKN-Haltestelle Moorbekhalle und den U-Bahnstationen Garstedt und Ochsenzoll weist das Plakat „Gegen Gewalt gibt es Lösungen“ auf das Hilfetelefon hin. Zusätzlich zeigt ein eigens für diese Aktionswoche von der Gleichstellungsstelle erstelltes Plakat, das während der Aktionswoche in der Rathauspassage zu sehen ist, prägnante Zitate gegen häusliche Gewalt, unter anderem von Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder, der Landtagsabgeordneten Katja Rathje-Hoffmann und von Ronnie Albrecht, Polizist im Polizeirevier Norderstedt Mitte.
„Besonders erfreulich ist, dass dieses Jahr erstmalig auch vier Fraktionen der Norderstedter Politik keine Mühe scheuen und eine Straßenplakatierung durchführen“ sagt Claudia Meyer. Ein wichtiger Teil der Aktionen sei auch, Menschen zu sensibilisieren, in Nachbarschaft, im Freundeskreis oder bei Freizeitaktivitäten Augen und Ohren offen zu halten und Betroffene zu ermutigen, Hilfe anzunehmen, so die Gleichstellungsbeauftragte.
Und auch an der Rathausallee wird daher deutlich Flagge gezeigt: Während der Aktionswoche hängen sechs thematische Fahnen von „Terre des Femmes“ am Rathausmarkt. „Das Zuhause als Ort des Schreckens ist unerträglich“, sagt Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder. Daher sei es wichtig, dass sich Betroffene auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen nicht alleine fühlen und wissen, wie und wo sie Unterstützung bekommen können.
Hintergrundinformation:
An dem landesweiten Aktionsbündnis „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ sind unter anderem die Landesinnungsverbände des Bäckereihandwerks, Gleichstellungsbeauftragte, Fachberatungsstellen und Politik beteiligt. Unterstützerinnen und Unterstützer der Aktion in Norderstedt sind in diesem Jahr:
Ronnie Albrecht Ansprechpartner für Häusliche Gewalt und Stalking, Polizeistation Norderstedt Mitte
Ute Bellmann Bürgerliches Mitglied, Bündnis 90/ Die Grünen
Christine Böttcher Stadtvertreterin, Bündnis 90/ Die Grünen
Anita Brüning Leitung Frauenhaus Norderstedt
Susan de Vrée Bürgerliches Mitglied, Bündnis 90 / Die Grünen
Katrin Fedrowitz Stadtvertreterin, SPD
Yasmin Frentzen Theaterleitung K-motion GmbH & Co.KG
Sonja Gebert Bürgerliches Mitglied, WiN
Simone Green Migrationsberatungsstelle Norderstedt
Sibylle Hahn 1. Stellvertretende Stadtpräsidentin, SPD
Britta Lüdeke-Kaufholz Leitung Frauenberatungsstelle und Notruf Norderstedt
Claudia Meyer Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Norderstedt
Christiane Mond 2. Stellvertretende Stadtpräsidentin, WiN
Kathrin Oehme Stadtpräsidentin Norderstedt
Katja Rathje-Hoffmann Landtagsabgeordnete für Norderstedt, CDU
Holger Rathjen Bäckerei Rathjen
Elke Christina Roeder Oberbürgermeisterin der Stadt Norderstedt
Malin Schultz Bürgerliches Mitglied, Die Linke
Stadtwerke Norderstedt
Hans-Jürgen Tackmann Bäckerei Tackmann
Ingo Tschepe Leiter Stadtbücherei Norderstedt
Herrmann von Prüssing Bürgerliches Mitglied, Die Linke
Heike Vogel Leitung Verbraucherzentrale Norderstedt
Doris Vorpahl Bürgerliches Mitglied, CDU
Ursula Wedell Bürgerliches Mitglied, CDU
Bianca Wehner Leitung Familienzentrum Glashütte Norderstedt
Hinweis zu den Pressefotos:
Kathrin Oehme (Stadtpräsidentin), Holger Rathjen (Bäckerei Rathjen) und Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (v.l.n.r.) unterstützen die landesweite Aktion. Copyright: Stadt Norderstedt
Die Landesabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann hisst eine der sechs thematischen Flaggen von „Terre des Femmes“ am Norderstedter Rathausmarkt. Copyright: Stadt Norderstedt
In den Filialen der Bäckereien Tackmann und Rathjen erhalten Kundinnen und Kunden ihre Brote und Brötchen in Aktions-Tüten. Copyright: Stadt Norderstedt
Ein eigens für diese Aktionswoche von der Gleichstellungsstelle erstelltes Plakat zeigt prägnante Zitate gegen häusliche Gewalt. Copyright: Stadt Norderstedt